Heute war der Tag an dem ich ein Verkaufspferd von Angela ausbilden sollte. Es hieß Cancoon und war ein 5 jähriger Holsteinerhengst. Ich sollte ihn auf das E-Springen bilden und holte ihn nach meiner Ankunft auf dem Sonnenhof gleich aus der Box. Er war schon fertig geputzt und gesattelt und deshalb ging ich mit Cancoon schnurstracks zum Spring-parcour. Der war doch leider für das M-Springen aufgebaut und ich musste ihn umbauen. Es war ein großer Platz, sogar mit einer kleinen Tribüne für Zuschauer gab es hinter dem frisch geölten Holzzaun. Ungefähr eine viertel Stunde brauchte ich für das Aufbauen und Cancoon wurde unruhig. Er tänzelte hin und her. Doch als ich fertig war, schob ich ihm eine Karrotte ins Maul, strich ihm sanft durch das Fell und band ihn vom Holzpfahl, wo ich ihn angebunden hatte. Er war ein leicht zu führender Hengst mit guten Marnieren=ein Prachtkerl. Ich stieg in den Sattel und klopfte Cancoon noch einmal auf den Hals. Dann nahm ich die Zügel und fing an ihn aufzuwärmen. Zwei Runden Schritt, drei Runden Trab und dann eine Runde Gallopp, dann war mein Schüler angespornt und war nun ein richtiger Draufgänger: Er hatte einen etwas angeberischen Gang und war ein exellentes Reitpferd. Dann schaute ich auf meine aufgebauten Hindernisse, um zu entscheiden womit ich anfangen sollte: Ich hatte zwei Oxer auf 1,30 m tief aufgebaut, dazu ein paar Hindernisse zwischen 80cm und einem Meter aufgebaut und ein paar Stangen hingelegt, die zum Konzentrieren nötig seien. Ich entschied mich mit den Stangen anzufangen und trabte an. Cancoon machte seine Arbeit bei der Übung fehlerfrei und auch bei Wiederholungen zeigte er keine Schwierigkeiten. Ich wusste, er arbeitete Hand in Hand mit mir. Deshalb stieg ich wieder ab und führte Cancoon zum ersten Hindernis, um ihn an die Stangen und das Ungewohnte zu gewöhnen. Ich nahm eine Stange von ganz oben und klopfte Cancoon sanft gegen die Beine. Der Hengst wich zurück, doch ich ging ihm hinterher und redete ihm gut zu. Dann setzte ich die Stange wieder zurück auf ihre Position und ließ Cancoon das Hindernis noch einmal beschnüffeln. Dann stieg ich auf und ritt mit ihm ein paar Meter von seinem ersten Sprungstand weg. Ich nahm Anlauf zum Springen. Doch ich zwang Cancoon nicht zu Springen. Ich ließ ihn selber laufen, er ganz allein musste wissen, ob er bereit war. Cancoon war schlau und ich wusste, dass er wusste, worum es ging. Deshalb war ich sicher er würde springen. Das Hindernis kam immer näher und nun war der Augenblick gekommen. Cancoon stieß sich vom Boden ab und flog über das Hindernis. Zwei Stangen rissen zwar, aber er kam unverletzt und lässig auf der anderen Seite an. Ich zeigte ihm mit Leckerlis, gutem Zureden und sonstigem dass er seine Sache gut gemacht hatte. Und er genoss es. Dann wollte ich es noch mal versuchen. Diesmal riss er nur eine Stange=Es war ein Wunder. Cancoon war ein sehr gelehriger Schüler und ich hatte das Gefühl, er wäre schon einmal gesprungen. Ich sprang noch fünf mal mit ihm, dann war es genug. Cancoon musste das Gelernte verarbeiten und sich entspannen. Ich trabte ihn trocken und ließ ihn dann noch mal alleine laufen, dass heißt, ich lasse die Zügel fallen und setzte mich weiter hinten in den Sattel, damit er wusste, er durfte durchatmen. Das tat er auch, er atmete so stark ein und aus, dass ich fast aus dem Sattel fiel. Ungefähr eine ganze Stunde verbrachten wir so. Doch dann war ich verschwitzt und erschöpft. Cancoon war zwar ein einfaches Reitpferd, doch er brauchte Hilfen für manches, das ihm unwirklich vorkam. Deshalb machte ich Schluss und stieg vom Pferd. Cancoon war total verschwitzt, aber er schien super zufrieden und kein bisschen überanstrengt. Es war halt schwer ein Pferd ans Springen zu gewöhnen, man brauchte mehr Körpereinsatz und Kraft als bei Dressur. Und Cancoon war keiner, der immer in Bewegung war und seinen Körper dauernd einsetzte. Doch er war stolz auf sich und streckte die Brust gewaltig raus, als ich ihn vom Platz über den Hof zum Waschplatz führte. Ich musste herzhaft lachen und band Cancoon an einer der Eisenringe fest, die am Waschplatz an der Wand hingen. Ich stellte den Wasserschlauch auf ein kühles, doch nicht zu kaltes Wasser und spritzte dem Hengst vorsichtig erst die Beine und dann den Körper ab. Er schüttelte sie entspannt und gab mir ein Zeichen das es genug war, indem er dem Wasserstrahl auswich. Ich nahm ihn dann wieder am Halfter und trocknete ihn dann mit einer Abschwitzdecken, die ich mir schon bereit gelegt hatte. Dann putzte ich das Pferd noch ausgiebig und verwöhnte es, damit Cancoon wusste, er könnte mir vertrauen und das er seine Sache gut gemacht hatte. Ich brachte ihn dann in seine Box, schob ihm noch einen Apfel ins Maul und fuhr dann mit dem Bus erschöpft nach Hause, wo ich dann die nächste halbe Stunde duschte und einen neuen Plan für die nächste Stunde mit Cancoon aufstellte…
An diesem Tag, ein Sonntagnachmittag, fuhr ich wieder mit dem Bus zum Sonnenhof, um mein Ausbildungspferd Cancoon zu trainieren. Es war regnerisch heute und Angela hatte versprochen mir den Parcour in der Halle aufzubauen, damit wir nicht in den Regen kamen und das es sowieso nicht gut für Carcoon war, wenn er schon ausgebildet wird. Also, machte ich mich auf den Weg zur Halle, als ich wenig später durch das große, schmiedeiserne Hoftor trat. Es tröpfelte schon wieder als ich in die Halle trat und sah, dass Angela auf Carcoon auf mich zukam. „Ich habe ihn dir schon warm gemacht. Dreimal Schritt, Trab und Gallopp. Wenn das reicht. Und übrigens möchte ich heute dir mal bei der Arbeit zuschauen. Kein Test, aber heute ist absolut nichts los auf dem Hof, da kann ich mich das Zuschauen leisten.“, sprudelte Angela und stieg von Carcoon. Ich nickte lächelnd und zog meine Jacke aus. In der Halle war es immer stickig, denn in der Halle gab es keine Fenster zum Lüften. Ich warf sie Angela zu, die sie neben sich auf den Boden legte und schob dem munteren Hengst ein Leckerli ins Maul. Carcoon beschnupperte mich ausgiebig, erkannte mich wieder und stupste mich frech an. Ich lachte über seine verspielte Art und warf einen Blick auf den Parcour, den Angela mir errichtet hatte. Ein paar Oxer in passender Höhe, Hindernisse mit aufsteigenden, aber dennoch passablen Höhen und die Übungsstangen machten den Parcour zu einem interessanten Platz. Der Parcour musste sehr viel Zeit und Mühe gekostet haben, alle Hindernisse und Oxer waren säuberlich, geordnet und platzsparend errichtet und dienten super zum trainieren. Nun aber stieg ich schwungvoll auf und klopfte Carcoon freundschaftlich auf den Hals. Als ich ihm dann Schenkeldruck auf einen leichten Trab gab, spürte ich, dass er wirklich aufgewärmt war. Er strotzte nur so vor Energie und ich hatte Mühe ihn zu beruhigen. Angela rief mir zu: „Ach, hätte ich fast vergessen dir zu sagen. Der Stallbursche hat heute statt Kraftfutter Hafer aus Versehen in den Futtertrog gekippt und Carcoon ist das reinste Energiebündel. Wenn er zu wild ist, sag Bescheid, dann bringen wir ihn zuerst auf das Laufband.“ Erstaunt antwortete ich: „Nein, nein geht schon. Ich reite ihn nur noch eine Runde Gallopp und fange dann mit Konzentrationsübungen an, okay?“. Angela nickte nur und ich trieb den aufgeregten Hengst zum Gallopp an. Er preschte los, als hätte ihn die wilde Hummel gebissen. Ich fiel fast aus dem Sattel und Angela sah beängstigt zu. Doch sie wusste, dass ich ein Händchen für Pferde hatte und ich mit Carcoon fertig werden konnte. Ich zog an den Zügeln und sofort fiel das Pferd in einen flotten Trab mit unzähligen Galloppsprüngen. Doch ich ließ mich nicht verdrängen und hielt das Pferd an. Unruhig tänzelte Carcoon hin und her, doch ich hielt in fest und versuchte ihn zu beruhigen. Dann trieb ich ihn wieder an und er lief los. Ich ließ die Zügel lockerer, er würde Bescheid geben, wenn er sich wieder unter Kontrolle hatte. Doch nichts passierte. Er drehte nur immer wieder seine Runden und kam nicht zum Ende. Ich wurde unruhig und schließlich lenkte ich den starken Hengst zu einem Anlaufspunkt für ein Hindernis in Höhe von 80cm. Ich wollte mit dem Energiepacket nicht zu hohe Hindernisse wagen, dazu war er zu aufgeregt. Ich nahm Anlauf im Gallopp, doch darauf hatte der Hengst gewartet: Kurz vor dem Hindernis bog er links ab an den Hallenrand und preschte da im vollem Gallopp entlang. Doch ich wurde sauer auf das Pferd. Ich bremste und sprach mit Carcoon im scharfen Ton. Er war zwar energiegeladen, doch er war auch sehr bockig heute und zickte rum, wie noch nie. Dann versuchte ich es ein zweites Mal. Ich war vorbereitet und wollte die voherige Pleite nicht wiederholen. Schließlich stand am Rand die Hofbesitzerin. Aber diesmal klappte es: Wir nahmen Anlauf und Carcoon sprang über das Hindernis, obwohl er eine Stange riss war es ein grandioser Sprung gewesen= Für seine Energie, meine ich. Angela klatschte fröhlich in die Hände, ich gab Carcoon ein Leckerli und redete auf ihn ein. Dann versuchte ich den Sprung noch einmal, wobei er leider zwei Stangen riss. Doch bei der dritten Wiederholung riss er nur noch einen und beim Vierten Mal gar keinen. Es schien, als hätte Carcoon sich gefangen. Er war voll bei der Sache und als ich ihn zum nächst höheren Hindernis antrieb, war er ganz brav und machte seine Arbeit wirklich gut. Angela klatschte sich die Hände wund und Carcoon fand langsam Spaß am Springen. Er wurde immer erfreuter und sprang vom einen Hindernis zum nächsten. Doch alles musste mal zum Ende gehen: Nach zwei Stunden Training war Carcoon verschwitzt, ich erschöpft und Angelas Hände waren wund. Ich führte Carcoon aus der Halle und Angela baute den Parcour ab. Und nachdem ich Carcoon abgespritzt und geäubert in die Box gestellt hatte, fuhr ich mit dem Bus nach Hause!
Heute war der Tag, an dem ich Carcoons Ausbildung beenden sollte. Ich fuhr also mit dem Bus zum Sonnenhof und trat durch das Hoftor. Als ich durch die Stalltür trat, hörte ich Carcoon schon von weitem aus seiner Box. Er war schon fertig geputzt und gesattelt. Angela wollte nämlich, dass ich die Zeit, die ich Carcoon ausbildete nicht mit satteln und putzen verbringen sollte. Da fand ich recht schlau. Ich holte meinen Schüler aus seiner Box, gab ihm einen Apfel und redete auf ihn ein. Heute sollten wir wieder draußen auf Springplatz trainieren. Da Angela heute wieder so viel zutun hatte, hatte sie den Stallburschen beauftragt mir den Parcour aufzubauen. Das merkte ich, als ich mit Carcoon am Springplatz ankam, wo der Stallbursche gerade fertig mit dem Parcour war. Er nickte mir zu, sprang dann über den Zaun und verschwand in Richtung Hof. Ich seufzte und öffnete das Gatter. Carcoon wusste schon was ihn erwartete, er wurde unruhig. Das Springen machte ihm sichtlich Spaß und er wollte einfach durchstarten und das erste Hindernis meistern. Doch Aufwärmung muss sein. Ich stieg schwungvoll in den Sattel und erschrak über mich selbst. Auch Carcoon schien dieses schwungvolle Aufsteigung neu für seine Ausbildnerin zu sein, denn er tänzelte erschrocken zurück. Ich beruhigte ihn schnell und lies ihn dann in einen gleichmäßigen Schritt fallen. Er war guter Laune heute und ich brauchte nicht lange zu warten, da war er fit für das Springen. Doch erst als ich ihn noch in Trab und Gallopp laufen gelassen habe, lenkte ich ihn auf einen Anlaufpunkt. Der Hengst war schon ganz zappelig und ich musste ihm erst gut zureden, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann aber nahmen wir Anlauf und Carcoon flog über das Hindernis ohne auch nur eine Stange zu reißen. Ich lobte ihn ausführlich und sprang dann noch mal das gleiche Hindernis. Es klappte fehlerfrei. Dann nahm ich einen etwas höheren Oxer, der in der Mitte des Parcours stand. Leider riss Carcoon die oberste Stange, doch es war eine gute Leistung, weil er diese Höhe noch nie gesprungen war. Carcoon wollte ihn aber noch einmal versuchen, aber erst beim dritten Versuch riss er keine Stange. Das erfreute mich, als ob Carcoon. Der Hengst war total entspannt und er lies sich die Leckerli schmecken, die ich ihm zur Belohnung gab. Wir sprangen eine Serie an Höhen von Hindernissen. Große, kleine und auch mittlere. Carcoon riss zwar hin und wieder, aber welches Turnierpferd auf der Welt reißt bei seiner Ausbildung keine Stange? Obwohl ich sagen muss, Carcoon war schlau und er war sehr sportlich für seine Ausbildung. Aber vielleicht lag das ja an seiner Menschenliebe, die er in sich prägte. Ich wusste es nicht und war einfach stolz darauf, einen so gelehrigen und freundlichen Schüler zu haben. Aber dann kam die große Disziplin: Nach einer Stunde kam plötzlich Angela auf den Reitplatz und forderte mich auf, einen ganzen Durchlauf zu machen. Himmel, das hatte ich vergessen. Aber ich wollte nicht sagen, dass Carcoon und ich noch nicht bereit waren einen Durchlauf zu machen. Mit klopfenden Herzen stellte ich mich mit dem großen Holsteiner ein paar Meter vor das erste Hindernis- ein Anlaufpunkt. Angela stand hinter dem Gatter am Rand und beobachtete uns interessiert. Ich flüsterte Carcoon zu: „Bitte lass mich jetzt nicht im Stich“. Der Hengst schien zu grinsen und ich gewann neuen Mut. Da galloppierte ich auf das erste Hindernis los und Carcoon meisterte es fabelhaft. Das Zweite ebenso, das Dritte, aber nur das Vierte riss er. Die Oxer überflog er mit Leichtigkeit, dass ich mich fragte, ob jemand mit ihm heimlich geübt hätte. Er war das reinste Turnierpferd und Angela war sichtlich beeindruckt, wie ich aus den Augenwinckeln sah. Carcoon riss im ganzen Parcour nur dreimal und das war ein Wunder, für das, dass ich einen Durchlauf mit ihm nicht geübt hatte. Ich war stolz auf ihn und Angela klatschte anerkennend in die Hände, als ich schwitzend mit Carcoon fertig war. Sie lobte uns und ich gab Carcoon dankbar ein Leckerli aus meiner Hosentasche. Er schien wieder zu grinsen, nach dem Motto: „Hast wohl nicht viel von mir gewusst, oder?“. Ja, Carcoon war ein Gentleman und ich war schon etwas traurig ihn nicht wieder jeden Tag zusehen, um dieses Prachttier zu trainieren. Es machte Spaß mit ihm, ja. Aber alles geht mal zu Ende. Als ich wenig später Carcoon ein letztes Mal getrocknet, abgesattelt, geputzt und ihn schließlich in die Box gestellt hatte, lies mich Angela rufen. Sie sagte, sie würde mein Lohn auf mein Konto überweisen und das ich eine begabte Ausbildnerin war. Und so verließ ich als belohnte Ausbildnerin den Sonnenhof fröhlich und verschwitzt….