Ich habe wieder ein neues Ausbildungspferd: Aleena ox. Ich sollte sie auf das A-Springen ausbilden und ich war ganz schön aufgeregt, denn Angela hatte sie mir als etwas schwierig beschrieben. Doch ich fuhr trotzdem zum Sonnenhof und lief dann schnurstracks zum Springplatz. Dort wollte mir Angela Aleena überreichen. Der Parcour war nicht aufgebaut, wie ich bedauernd feststellte und Angela hielt die hübsche Vollblut Araberstute am Zügel. Es war wirklich eine Prachttier: Aleenas goldbraunes Fell glänzte in der schwachen Wintersonne, ihre lange schwarze Mähne und der etwas lockige Schweif passten perfekt zu ihren tiefschwarzen Augen. Ihr Körperbau bestand aus einem kurzen geradem Rücken, einer tollen runden muskulösen Kruppe und langen schlanken Beinen. Ein traumhaft schönes Tier. Und ich sollte es ausbilden? Obwohl sie einen etwas schwierigen Charakter hatte, wirkte die Stute neugierig und beschnupperte mich, als ich ihr zur Begrüßung ein Leckerli gab. „Okay, hier ist sie. Sie ist etwas zickig heute, aber du kommst bestimmt klar. Sie ist noch nicht aufgewärmt, doch das geht schnell bei ihr. Gehe ruhig etwas ruppiger mit ihr um, wenn sie mal wieder verrückt spielt. Wenn du Hilfe brauchst, ich bin im Büro“. Mit diesen Worten drückte Angela mir Aleenas Zügel in die Hand und verschwand in Richtung Hof. Nun gab es nur noch mich und Aleena, eine zickige Vollblut Araberstute. Das könnte was werden. Ich strich Aleena noch einmal durch die schwarze Mähne, bevor ich das Gatter des Platzes aufschloss und die Stute hineinführte. Ich nahm all meinen Mut zusammen und schwang mich in den Sattel. Aleena tänzelte zurück, doch als ich die Zügel ergriff und ihr ein „Brrr“ in die Ohren rief, stand sie locker und entspannt da und schaute unschuldig. Mir war klar, dass mit ihr nicht alles so reibungslos wie mit Carcoon gehen würde und ich deshalb Angelas Rat, etwas ruppiger zu sein, vielleicht nutzen würde. Jetzt jedenfalls forderte ich Aleena mit einfachem Schenkeldruck auf, sich zu bewegen und siehe da, die Stute ging brav voran. So gingen wir drei Runden und bald hatte ich mich an den gleichmäßigen, selten buckeligen Schritt gewöhnt und trieb Aleena zum Trab an. Aleena wollte erst nicht und wollte stehen bleiben, doch ich blieb hart und so kamen wir auch in den Trab. Oft buckelte die Stute empört und tat so, der Sattel würde ihr nicht bekannt sein. Aber so schlimm war Aleena gar nicht. Denn der Gallopp, den ich nach zwei Runden Trab auf der großen Stute ausprobierte, klappte fehlerfrei und Aleena hatte sich mittlerweile an mich gewöhnt. Dann wollte ich erst mal mit ihr das E-Springen wiederholen, damit ich ihre Sprungtechnik begriff und mich darauf einrichten konnte. Deshalb stieg ich ab und band die aufgewärmte Aleena am Gatter fest. Eine viertel Stunde brauchte ich, um den Parcour aufzubauen. Er stellte eine Mischung aus A-, und E-Springen da und ich band Aleena wieder los. Diese war natürlich unruhig, da sie die letzten 15 Minuten festgebunden rumstand und ich musste sie wieder mal beruhigen. Durch zureden und einem Apfel gelang mir das und ein paar Sekunden später saß ich wieder im Sattel. Nun platzierte ich mich mit Aleena auf einem Anlaufpunkt, ein paar Meter vor einem Hindernis für das E-Springen. Wir nahmen Anlauf und Aleena war nicht umsonst die Stute der Hofbesitzerin: Die Araberstute flog direkt über das 1 Meter hohe Hindernis und kam sauber auf der anderen Seite an. Ich belohnte sie und versuchte es erneut: fehlerfrei. Dann machte ich einen Durchlauf des E-Springens, wobei Aleena keine Stange riss. Das Pferd war genial. Dann aber kamen wir zu dem A-Springen und es wurde ernst. Aleena spürte meine Anspannung und tänzelte verwirrt herum. Es dauerte bis sie und ich uns wieder beruhigt hatten und wir stellten und kampfbereit vor dem ersten A-Springhindernis hin. Wir nahmen Anlauf und plötzlich blieb Aleena stehen. Ich hatte so viel Druck im Rücken, dass ich über ihren Kopf in die Sägespäne auf dem Springplatz flog. Aleena wieherte und lachte sich nen Ast ab. Sie spielte verrückt. Da nahm ich den Zügel und zog heftig daran. Sofort war die Araberstute ruhig, aber ein grimmiges Schnauben lies sie sich noch gefallen. Ich setzte mich wieder in den Sattel und Aleena drehte durch. Sie galloppierte über den Platz, sprang über das geübte Hindernis und kam erst zum Stehen, als es mir zu viel wurde. Ich nahm die Gerte und zeigte sie ihr direkt vor ihren Augen. Sofort war sie ruhig und schaute mich unschuldig an. Gute Erziehung, dachte ich zufrieden und warf die Gerte wieder an den Rand. Doch ich hatte begriffen, dass Aleena heute keine Lust zum Springen hatte und lies es bleiben. Ich führte Aleena in die Box zurück. Es war aber genug, was sie geleistet hat. Wenigstens ist sie nicht eingerostet und kann kein E-Springen mehr. Und morgen fangen wir richtig an…
Heute war der 2. Ausbildungtag für Angelas Stute Aleena ox. Nur heute musste ich die Araberstute selber fertig machen, da Angela mit ein paar Gästen auf einem Ausritt war. Doch als ich zum Stall lief, um die Stute zu holen, kam plötzlich der Stallbursche mit der komplett fertigen Aleena heraus. Ich war erstaunt und der Stallbursche lachte: „Angela hat mich beauftragt. Sie sagte, du hättest gestern mit Aleena einen Aussetzter gehabt und wollte dir das Sattel und so ersparen.“. Er drückte mir Aleenas Zügel in die Hand und verschwand wieder hinter der Stalltür. Ein bisschen enttäuscht war ich aber: Ich kann Aleena führen und ich würde auch mit ihr beim Putzen und Satteln fertig werden. Aber ich schluckte meinen Frust herunter und stiefelte mit Aleena in Richtung Springplatz. Zu meiner Zufriedenheit war der Parcour schon aufgebaut und ich schloss vergnügt das Gatter auf. Als es hinter dem Pferd und mir ins Schloss gefallen war, stieg ich in den Sattel. Aleena war heute ganz brav, sie hatte keine Lust zickig zu sein. Deshalb lies sie sich kinderleicht aufwärmen, was mich noch mehr zufriedener machte. Wenn das Leben immer so wäre, dachte ich, während Aleena und ich einen gleichmäßigen Gallopp hinlegten. Und nach kurzer Zeit war Aleena fit für das Training. Ich lenkte sie zu einem Anlaufspunkt, ein paar Meter vor einem E-Sringhindernis. Das einzige Hindernis, dass für E-Springen gebaut war. Doch Aleena meisterte es natürlich und ich lenkte ie zum A-Hindernis. Sie war zwar noch nie 1,20 m gesprungen, aber die Stute half sich in der Not. Ich war sicher sie würde es schaffen. Ja, das tat sie auch, obwohl sie mitten in der Luft nicht wusste wie ihr geschah, landete sie friedlich hinter dem Hindernis. Voller Stolz klopfte ich ihr auf den Hals und probierte das Hindernis noch einmal. Sie riss die oberste Stange. Aber das war gut für eine Anfängerin im A-Springen. Wir übten dieses Hindernis noch fünfmal und am Schluss beherrschte sie diese Übung. So arbeiteten wir uns immer voran, bis wir zum letzten kamen. Eine kleine Mauer. Eine Mauer war für das E-Springen nicht zugelassen, doch für das A-Springen. Und Aleena fand diese Mauer einfach nicht….wie soll ich sagen….passend. Ja, sie wusste nicht, wozu dies gut sein sollte und weigerte sich zu springen. Ich probierte ich es auf andere Weise: Ich stieg ab und führte Aleena zu der Mauer, obwohl die Stute sich sträubte. Ich nahm eine von den Kunststoffziegeln, die aus einem leichten Material gebaut waren. Ich klopfte mit dem weichen Ziegel gegen Aleenas Hufe. Diese trat zurück, doch ich lies mich nicht abschütteln. In kurzer Zeit sah Aleena nur zu, wie ich das ganze Bein mit dem Ziegel abtastete und schnupperte auch ausgiebig daran. Dann aber legte ich das Kunststoffding wieder zurück und schwang mich in den Sattel. Von da an hatte Aleena keine Schwierigkeiten mehr mit der Mauer und wir sprangen diese gleich fünfmal, obwohl Aleena sie schon nach dem dritten Versuch beherrschte. Mittlerweile war Angela dazu gekommen, doch ich bemerkte sie nicht. Sie versteckte sich hinter einem Baum. Zum Schluss der Stunde wollte ich noch einen Durchlauf machen. Aleena wusste ja das ihre Besitzerin hinter dem Baum stand und tänzelte verwirrt. Ich war auch verduzt, als Aleena so eine Gefühlsschwankung hatte, doch ich hatte sie bald wieder unter Kontrolle, nachdem ich mit ihr eine Runde über den Platz getrabt war. Dann starteten wir unseren Durchlauf. Wir begannen mit dem E-Hindernis und Aleena sprang reibungslos. Aber auch die A-Hindernisse verliefen toll und die Araberstute riss nur zweimal bei einem Oxer und einem hohen Hindernis. Aber ich war stolz auf sie und klopfte Aleena auf den Hals. Da kam Angela hinter dem Baum hervor und lobte mich und ihr Pferd. Danach baute ich noch den Parcour ab und Angela brachte die trainierte Stute Aleena zurück in den Stall…
Heute war der letzte Tag für Aleenas Ausbildung. Ich machte mich also in aller Frühe auf den Weg zum Sonnenhof. Als ich dort ankam, sah ich Angela aus dem Stall kommen. Sie hielt Aleena am Zügel und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. „Hi Emily, schön das du da bist. Heute sollen ein paar Reitschüler und Gäste bei der letzten Stunde zuschauen. Wäre vielleicht toll, wenn du eine kleine Show oder irgendwas Interessantes planst. Hier ist sie. Die Zuschauer kommen in einer Stunde.“, empfing sie mich und drückte mir die Zügel ihrer Araberstute in die Hand. Ich nickte nur schon und überlegte in Gedanken, was ich zeigen sollte. Angela war inzwischen mit einem „Bis gleich.“ im Haupthaus verschwunden und ich machte mich grübelnd auf dem Weg zum Springplatz. Die Sonne schien, doch es war Winter. Die Sonne hatte nicht genug Kraft Wärme zu spenden und hing einfach nur am Himmel ab. Ich öffnete das Gatter, nachdem ich am Springplatz angelangt war und führte Aleena hindurch. Doch während ich die Araberstute aufwärmte und danach mich an das Aufbauen der Hindernisse machte, fiel mir keine interessante Show ein. Schließlich fing ich an Aleena zu trainieren und die Stute flog nur so über die Hindernisse. Sie war einfach das geborene Springpferd. Doch da sprang ich mit Aleena über einen Oxer und als wir unverletzt wieder auf dem Boden standen und ich sie zum nächsten Hindernis antrieb, kam mir Die Idee. So schnell wie möglich hielt ich Aleena an und kramte mein Handy aus der Hosentasche. Mit schnellem Drücken tippte ich eine SMS an Angela in das schwarze Handy: Kann ich die Schulpferde für meine Show haben??? Angelas Antwort lies nicht lange auf sie warten: Natürlich, was hast du vor? Meine Antwort war klar: Überraschung! Danach steckte ich das Handy wieder weg und ritt mit Aleene noch einmal den ganzen Parcour ab. Dann stieg ich ab und band die Stute am Zaunpfahl fest. Dann stellte ich ein paar Hindernisse anders hin und holte Stangen aus dem Turnierraum des Hofes. Ich machte einen schönen Parcour und änderte mal hier mal da was an der Kombination. Schließlich ritt ich mit Aleena noch ein bisschen den Parcour, denn sie sollte auch etwas zutun haben. Dann aber klemmte ich die Zügel hinter den Sattel und lies Aleena auf dem Parcour frei laufen. Doch statt zu laufen, stellte sie sich in die Sonne und döste ein bisschen. Sie tat so, als würde sie ein faules und müdes Tier sein. Ich musste lächeln und machte mich schleunigst auf dem Weg zum Hof…. Wenig später stand ich mit 5 Schulpferden, die gesattelt und geputzt waren vor dem Springplatz. Ein paar Leute waren schon gekommen, darunter reichlich Kinder. Die Schulpferde Mon Cherie, ZSt Nadja, Arigo, Troubadix, Babsy und ZH Paul waren ganz ruhig und waren bald von Kindern umringt. Da kam Angela und sie wusste, was ich vorhatte, nachdem sie einen Blick auf den Parcour geworfen hatte. Sie konnte mir nur noch einen anerkennenden Blick zu. Nach einer viertel Stunde waren alle da und ich rief über den Platz: „Schön das Sie gekommen sind. Ich werde heute einige Springübungen mit Angelas Araberstute Aleena ox zeigen, aber sie, liebe Damen und Herren sollen auch nicht untätig sein. Jedes Kind und Erwachsene darf einmal in die Welt des Springens eintauchen. Für die Kinder gibt es Stangen und sonstige Übungen, für die Erwachsenen das Gleiche. Nur die erfahrenen Erwachsene dürfen Springen. Viel Spaß!“. Man hörte klatschen und dann stand auch schon eine lange Reihe voller neugierigen Kinder und Eltern und ich gab die 5 Pferde an 3 Kinder und zwei Erwachsenen weiter. Es war ein Spaß für alle. Sie schritten, trabten und galloppierten über Stangen und veranstalteten kleine Wettkämpfe, wer so wenig wie möglich Stangen riss. Jeder hatte gute Laune. Doch am Ende kam es nur auf mich und Aleena an. Die Stute wurde die ganze Zeit von Angela geritten, damit das Pferd in Bewegung war únd Angela einen Überblick über das Chaos hatte. Nun aber sollte ich einen Durchlauf zum Thema „So könntet ihr später mal aussehen“ machen und ich war aufgeregt. Etwa hundert Augen starrten mich an und ich konzentrierte mich. Aleena war ruhig, doch etwas unruhig. Wir nahmen Anlauf auf das erste Hindernis. Es klappte. Ein Oxer….geschafft. Hopp, Spring, kurze Zügel, festhalten… so ging es –zack, zack- durch den Parcour und nachdem Aleena nur einmal bei einem schwierigen Oxer gerissen hatte, stand ich mit ihr an der Ziellinie. Die Leute klatschten und Angela lies auf Aleenas Ausbildung anstoßen. Sie Stute bekam von kleinen Mädchen Blumen ins Haar geknüpft und die Jungen streichelten die Stute ausgiebig. Doch Angela warf immer wachsame Blicke zu den Liebhabern hinüber, schließlich war Aleena ein kostbares Tunierpferd. Die Versammlung wurde zu einem Hoffest und später brachte Angela Baguette, Butter und allerlei leckere Gerichte und der Stallbursche schmiss den Grill an. Aber von all dem merkte ich nichts, denn ich war längst nach Hause verschwunden, natürlich mit einer ausgiebigen Verabschiedung zu Aleena ox, meine erste Ausbildungsstute….