Heute war es soweit. Ich würde nach langem Warten und Sparen endlich mein eigenes Pferd bekommen. Beloved Lady hieß die braune Stute mit der weißen Blesse. Ich war zwar sehr traurig meinen Hengst Herbstglanz wieder zurückzugeben, aber er war halt nur ein Pflegepferd und bald würde ein neues Kind an ihm seine Freude haben. Doch ich war das stolzeste Kind auf Erden, denn welche Eltern kauften einem schon das Geld für eine Stute, die auch noch eine begabte Dressur-und Springstute war? Und heute würde ich sie kennen lernen : Beloved Lady!!! Natürlich stand sie auch auf dem Sonnenhof, das ist natürlich selbstverständlich. Also machte ich mich in aller Frühe auf den Weg zum Sonnenhof. Das Wetter war ein Traum, genau wie meine Laune und ich hüpfte den ganzen Weg bis zum Hof. Als ich durch das Tor trat, stand auch schon ein großer Transporter mit der Aufschrift: „Zuchtstall Heathering“. Das musste Beloved Lady sein und ich lief so schnell ich konnte hinter den Transporter, wo Angela, die Hofbesitzerin und ein lässig gekleideter Mann mit Cap standen und sich unterhielten. Als sie mich bemerkten begrüßte mich Angela freudig. „Bist sicher schon gespannt auf dein neues Pferd, oder? Es ist noch im Transporter. Ich habe für dich schon die wichtigsten Papiere unterschrieben. War das okay?“, sagte sie und wandte sich dem Mann ab. Ich hörte nur mit einem Ohr hin, denn ihr mir brodelte es vor Aufregung. Also nickte ich nur und trat dann einen Schritt auf den Transporter zu. „So, dann lassen wir das Schätzchen mal raus.“, sagte der Züchter, schloss den Transporter auf und lies die Rampe runter. Nur…das konnte ich nicht sehen, denn Angela hielt mir die Augen zu. „Damit es eine Überraschung wird!“, flüsterte sie mir zu. Ich hörte das klappernde Geräusch von Hufen auf Metall und ich wurde immer aufgeregter. Endlich spürte ich wie sich Angelas Hände von meinen Augen lösten und ich öffnete die Augen. Vor mir stand meine Stute. Noch hübscher, als ich sie auf dem Zuchthof gesehen hatte. Ihr dunkelbraunes Fell, die schwarzen Augen, die weiße Blesse und die lange Mähne machten Beloved Lady zu einer Prachtstute. Doch sie schien beängstigend. Mit schnellen Bewegungen tätschelte der Züchter der Stute auf den Hals, drückte mir das Halfter an dem Beloved Lady angebunden war in die Hand, murmelte etwas von „Viel Spaß“ und „Muss jetzt schnell los.“ und startete den Transporter und fuhr mit lautem Brumm, brumm vom Hof. Komischer Typ, dachte ich und sah mich an Beloved Lady strahlend ab. Angela lachte und rief: „Na dann, lass ich dich mal mit ihr alleine. Sie steht in Box Nummer 5 . Ich muss jetzt los. Tschüss“. Und weg war sie. Jetzt gab es nur noch mich und Beloved Lady…. Ich führte die Stute zum Stutenstall und stellte sie in Box. Dann blieb ich ein paar Minuten vor der Box stehen und schaute ihr in die Augen. Sie tat das Gleiche. Wir waren verunsichert. Doch dann griff ich nach dem Hebel und schloss die Box „hinter“ mir. Jetzt stand ich vor Beloved Lady. Mit Herzklopfen: Mein erstes Pferd! Doch Beloved Lady hatte jetzt anscheinend keine Angst mehr. Denn vorwitzig wie sie wahr stupste sie mich an und untersuchte mich auf Sclechtgerüchen. Doch ich hatte geduscht und roch nun nach Pferd. Dann stupste mich mein Pferd noch einmal an, genau an meine Hosentasche, wo meine Leckerlis drinnen waren. Jetzt musste ich lachen. Der Damm gebrochen und ich fiel Beloved Lady um den Hals. Erst erschrak sie, doch dann entspannte sie sich und legte ihren Kopf über meine Schulter. Dann lösten wir uns von einander und ich schob der Stute ein Zuckerwürfel ins Maul. Bellady, wie ich ihr den Spitznamen gab kaute genüsslich vor sich hin. Ich schaute mir ihr Fell an und strich darüber. Es war gepflegt. Sauber und läusenfrei. Nur eine tote Stubenfliege hing Bellady im Fell- ich entfernte sie schnell. Dann sprach ich zu ihr, dass ich sie morgen reiten wolle, dass wir Spaß zusammen haben werden und ich jeden Tag zu ihr kommen würde. Und mein Pferd hörte mir aufmerksam zu, als ob es mich verstünde. Ich blieb noch über eine Stunde bei Beloved Lady, doch dann blickte ich auf die Armbanduhr. Es war Zeit zu gehen. Liebevoll strich ich Balledy zum Abschied durch die Mähne, gab ihr noch einen Apfel und verschwand dann. Als ich draußen war, kamen gerade Kinder mit Pferden vom Ausritt zurück. Ich musterte die Pferde .Und da sah ich mein ehemaliges Pflegepferd Klerene´s Herbstglanz. Er zuckte mit den Nüstern und schaute mich interessiert an. Doch seine neue Pflegerin ließ ihn nicht stehen bleiben und lenkte ihn zum Absattelplatz. Etwas traurig guckte ich Herbstglanz hinterher, doch ich musste ihn überwinden. Da dachte ich Balledy und ich war wieder froh. Herbstglanz und ich werden immer Freunde bleiben, dachte ich und fuhr fröhlich mit dem Bus nach Hause…