Es war ein windiger Montagnachmittag als ich am Sonnenhof ankam. Die Sonne stand zwar am Himmel, aber der Wind versetzte die Stadt in ein kaltes Treiben. Heute wollte ich meine Stute das erste Mal reiten und hatte dafür die Halle gemietet. Ich war froh, als ich in den Stall ins Warme trat und schnappte mir einen Führstrick vom Haken neben der Tür. Ich ging zu Beloved Lady und gab ihr einen Apfel. Sie war sichtlich gut gelaunt, ein Wunder, denn sie war erst seid gestern hier. Doch ich war irgendwie froh darüber, denn dann würde die erste Reitstunde vielleicht besser klappen. Ich nahm Bellady (ihr Spitzname) am Strick, der immer noch über meiner Schulter baumelte und führte sie zum Putzplatz. Unterwegs musste sie immer wieder schnuppern und stehen bleiben, um neue Gerüche und Geräusche wahrzunehmen. Es war schon erstaunlich, dass Bellady nicht verängstigt und dadurch boshaft war. Deshalb kostete ich das aus und band meine Stute an einen der Eisenringe an, die zum Anbinden der Pferde dienten. Ich holte meinen neuen Putzkasten. Er war prallgefüllt mit Putzsachen, die auch für ein Showpferd reichen würde. Mit ein paar Handgriffen hatte ich Kardätsche und Striegel in der Hand und fing an zu putzen. Dann die Hufe noch auskratzten, das Fell mit Fliegenspray vor lästigem Ungeziefer schützen und mit einem Schwamm etwas Schlaf aus den Augen der Pferde wischen. Dann war Bellady top, zwar nicht wunderschön, aber für eine Reitstunde müsste es reichen. Ich holte meinen Sattel und legte ihn Bellady auf den Rücken. Sie trat empört zurück, doch ich schnallte den Sattel trotz der Meckelei fest und wenig später hatte sie Bellady an den Sattel gewöhnt. Jetzt noch Trense anlegen und Riemen festgemacht, schon führte ich meine Stute durch das Stalltür nach draußen Richtung Halle. Dort drinnen war es wie immer total stickig und mit Stubenfliegen belästigt, dass ich nie vergaß das Fliegenspray zu benutzen. Vorsichtig ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und stellte mein Pferd so, dass ich aufsteigen konnte. Das tat ich auch. Bellady war etwas verunsichert, war aber dann brav wie ein Lamm, als ich sie zum Schritt antrieb. Meine Stute hatte einen gleichmäßigen Gang und ich freute mich über ihre Verlässlichkeit. Sie vertraute mir, dass spürte ich. Ich lenkte Bellady zweimal im Schritt durch die Halle, wechselte mal durch die Bahn, ritt von Buchstabe zu Buchstabe. Dann hatte ich Mut. Ich gab Bellady Schenkeldruck zum Trab und meine Stute trabte los. Okay, es klingt jetzt vielleicht etwas langweilig, aber sie hatte einen Traumgang. Dann galloppierte ich fehlerfrei. Mit ihr hatte ich wohl das große Los gezogen. Nach einer Stunde ließ ich sie austraben und stieg dann ab. Ich klopfte ihr hundertmal lobend auf den Hals und schob ihr bestimmt drei Leckerli auf einmal ins Maul. Da führte ich sie zurück zum Stall. Ich rieb Bellady mit meiner Abschwitzdecke trocken und putzte sie noch einmal gründlich. Dann brachte ich sie in ihre Box. Wir schauten uns lange an- Bellady und ich. Dann aber musste ich gehen und lies meine Stute alleine.
An Angela: Ist nur ein kurzer Bericht. Morgen kommt ein längerer!