An diesem verschneiten Samstagmorgen kam ich etwas sauer auf dem Hof an. Ein Autounfall mitten auf der Kreuzung und mein Bus musste warten. Erst nach einer halben Stunde kamen wir voran und trafen 10 Minuten später unten im Dorf an. Und nun kam ich um 13.40 Uhr am Hoftor an und schüttelte den Schnee von meiner Mütze. Dann stapfte ich über den mit Schneespuren übersähten Hof und trat durch die Stalltür ins Warme. Innen blieb ich einige Sekunden stehen, damit mein eiskalter Körper wieder enteiste. Ich strich mir über die roten Wangen und schnappte mir ein Halfter vom Haken neben der Stalltür. Ich wollte heute in der Halle Beloved Lady bewegen, damit sie wegen ihrer Wintermüdigkeit nicht ganz einrostete und ihre Beine mal bewegte. Meine dunkelbraune Holsteinerstute hatte eine Winterdecke auf dem Rücken, obwohl es hier drin sehr stickig war. Und Beloved Lady fand das auch nicht so toll, denn immer wieder versucht sie mit den Zähnen die Riemen zu lockern. Ich lächelte und befreite die Stute von der Decke, nachdem ich durch die Boxentür zu ihr gelangen war. Erleichtert schüttelte Bellady sich und schnaubte hörbar. Ich hängte die Decke über einen Bock und nahm meine Stute ans Halfter. Brav lies sie sich aus der Box zum Putzplatz führen. Andere Pferde hingen mit den Köpfen gelangweilt aus der Box. Ich verstand das nicht. Pferde liebten Schnee. Warum waren sie dann so träge? Grübelnd band ich Bellady an einen Eisenring und holte das Putzzeug. Immer noch verwirrt über das Verhalten der Pferde putzte ich und putzte und putze. Ich war so in Gedanken, dass ich nicht bemerkte, wie der Zeiger auf meine Armbanduhr voran schritt. Doch plötzlich trat Bellady zurück und riss mich aus meinen Gedanken. Ich hatte mich mit dem Hufkratzer in ihrem Schweif verfangen und ich konnte mir vorstellen, wie das ziepte. Ich schob meine Frage beiseite und entfernte Haar um Haar vom Hufkratzer. Dann holte ich Sattel und Zaumzeug. Wenig später stand ich vor der Hallentür in der klirrenden Kälte und wartete nur darauf, wieder ins Warme zu kommen. Schnell drehte ich an der Klinke und die große Holztür sprang auf. Ich führte Bellady in das große Gebäude. Innen ritt Angela mit ihrer Stute Aleena ox, die ich mal ausgebildet hatte. Sie nickte mir freundlich zu und trieb ihre Araberstute zum Gallopp an. Ich stieg auf. Ich fand es zwar nicht gut, dass man zwei Pferde, die sich vielleicht ein paar Mal zugewiehert haben gleich zusammen in eine Halle lässt, aber Angela hatte anscheinend keine Probleme damit und ritt Runden um Runde in der Halle. Während ich anfing Bellady mit einem leichten Trab aufzuwärmen, schielte ich zu Angela und ihrer Stute hinüber. Die Araberstute war ein klasse Tier. Schöne schlanke Beine, ein kurzer Rücken und eine schön gerundete Kruppe. Einfach fantastisch. Doch sie war etwas zickig und ich wunderte mich, über ihre Gehorsamkeit, als Angela durch die Bahn wechselte. Dabei kam sie an mir vorbei und hielt Aleena an. „Hey Emily, schön, das du da bist. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich auch in der Halle bin. Gehe sowieso bald.“, sagte sie mit ihrer freundlichen Stimme. „Ach, du kannst ruhig da bleiben. Dann kann ich mir wenigstens ein paar gute Figuren merken.“, antwortete ich höflich und Angela war geschmeichelt. Dann aber ritt jeder seine eigenen Figuren und Arten. Doch irgendwann winkte mir Angela zu und ritt aus der Halle. Ich machte noch ein paar Runden. Bellady war heute etwas träge und ihr gelang kein richtiger Gallopp. Deshalb hörte ich bald auf und stieg ab. Während ich mit meiner Stute über den Hof ging, sah ich, dass Angela verschwitzt ins Haupthaus ging. Ich kümmerte mich nicht weiter drum und trocknete Bellady mit Stroh. Dann schmierte ich ihr noch etwas Creme um die Augen, die während des Staubes im Stall leicht entzündet waren. Dann stellte ich Bellady zurück in ihre Box, ohne ihr ihre Winterdecke umzulegen. Bellady mochte sie anscheinend nicht. Ich blieb noch lange bei meiner Stute und redete auf sie ein. Dann aber war es Zeit zu gehen und ich verlies glücklich den Hof…